Das bin ich

Ich wurde im schönen Wien geboren und schon früh zeigte sich meine Unfähigkeit sich lediglich einer Sache zu widmen. Meine musikalischen Ambitionen führten dazu, dass ich bereits als Kind Orgel, Klavier, Tenorhorn und Posaune erlernte. Als Kind eines Deutschen und einer Polin sprach ich zwar keinen österreichischen Dialekt, wurde dafür aber zweisprachig erzogen. Des weiteren vergeudete ich schon früh einen großen Teil meiner Zeit damit Computerspiele zu spielen, wobei ich besonders gerne Civilization und Fußballmanager spielte. Dadurch wurde bereits früh mein ausgeprägtes Interesse für taktisch-organisatorische Abläufe entwickelt, was später in meinen Tätigkeiten als Label-Manager von Odradek Records und als Künstlerischer Leiter der Veranstaltungen des Telemann-Zentrums in Magdeburg mündete. Da ich viele dieser Spiele auf Englisch spielte, lernte ich gleichzeitig eine weitere Fremdsprache.

Doch auch meine Faszination für das Visuelle wurde durch diese Spiele geprägt. In Civilization 2 wurden die erbauten Weltwunder durch kleine Videoclips vorgestellt. Dies veranlasste mich dazu eine Hommage an die Renaissance in ähnlicher Weise zu erstellen, was als mein erster filmischer Gehversuch in zukünftige Biographien eingehen wird.

Mit 17 entschloß ich mich ein berühmter Organist zu werden und wurde folglich an der Musikuniversität Wien aufgenommen. Der Unterricht bei meinem Professor gefiel mir so gut, dass ich nach einem halben Jahr aufhören wollte. Dann lernte ich jedoch Pier Damiano Peretti, damals selber noch Student an der Musikuniversität, kennen und nahm die nächsten 2 1/2 Jahre bei ihm Privatunterricht.

Während einer Nacht voller Enttäuschungen und Alkohol bei einem Kurs in der Schweiz entschloß ich mich mein Studium im Ausland fortzusetzen. Nach einem kurzen Gedankenexperiment und einer langen Nacht in einem Hamburger Parkhaus fiel die Wahl auf ein Studium am Amsterdamer Conservatorium bei Pieter van Dijk. Ich lebte 10 Jahre in den Niederlanden und lernte viele Sachen in dieser Zeit, u.a. beinahe akzentfrei Holländisch und richtig schön Orgel zu spielen.

Um zu überleben arbeitete ich zunächst in einem Callcenter und danach in verschiedenen Kirchengemeinden, wobei ich es zum Schluß sogar schaffte als halbwegs brauchbarer Chordirigent durchzugehen. So leitete ich mehrere Kirchenchöre, einen Kammerchor und gründete ein Barock- und ein Vokalensemble. Als Kirchenmusiker schaffte ich es sogar bis zum Posten des Dirigenten & Organisten an der Rektorratskirche des Opus Dei in den Niederlanden, der Amsterdamer Liebfrauenkirche, eine Position die weitaus mysteriöser klingt als sie es wirklich war. Allerdings sang ich damals praktisch das gesamte Graduale in der Liturgie, was ich bis heute als ein zentrales musikalisches Erlebnis ansehe. All diese Erfahrung wurde von der deutschen und österreichischen katholischen Kirche in späteren Jahren geflissentlich ignoriert, und da ich nicht über das richtige Diplom verfügte, machte man mir die Entscheidung bezüglich meines weiteren beruflichen Werdegangs um vieles einfacher.

Ebenfalls gewann ich in dieser Zeit zwei Preise bei internationalen Orgelwettbewerben und spielte - wie jeder andere Musiker meiner Generation - Konzerte in den meisten europäischen Ländern, manchmal sogar bezahlt. 2007 war ich dank eines Stipendiums für drei Monate in den USA, eine Erfahrung die insofern nützlich war, als dass ich dadurch einige Vorurteile abbaute. Auch spielte ich damals ein Konzert bei dem der Feueralarm ausbrach, was allerdings nicht meinem feurigen Spiel zu verdanken war, sondern dem Einsatz von Trockeneis bei einer Parallelveranstaltung im selben Komplex.

Nach meiner Rückkehr in die Niederlande war ich für ca. 2 Jahre Assistenzorganist an der Stiftung Oude Kerk in Amsterdam, eine Periode in der ich viel lernte über Politik, Konzertorganisation und Wasserballons.

Nachdem ich zu dem Schluß kam, dass die beschränkte Musikwelt meinen vielfältigen Talenten keinen ausreichenden Raum zur hauptberuflichen Entfaltung bot, entschloß ich mich nach Wien zurückzukehren und mich der organisatorischen Seite der Musikwelt zu widmen, sodass ich 2013 eine Zusatzausbildung als Projektmanager mit Auszeichnung abschloß. Nur kurze Zeit später wurde ich fündig – der Amerikaner John Anderson, seines Zeichens Pianist und Visionär, bot mir die Möglichkeit meine jahrelange Strategiespielerfahrung in den Dienst des von ihm gegründeten Musiklabels zu stellen. Ich nahm an und wurde somit der Label Manager von Odradek Records.

In dieser Funktion lernte ich viele neue Fähigkeiten und brachte einige andere Talente – wie z.B. meine Erfahrungen als Übersetzer – erfolgreich zum Einsatz. Da ich jedoch weiterhin als Musiker aktiv sein wollte und meine Ehefrau gerade eine schöne Orgel zu ihrer Verfügung hatte, begann ich ein weiteres schlummerndes Interesse zu fördern – das Filmen. Im Herbst 2014 begannen wir Videos an der Orgel meiner Frau zu drehen. 2015 folgte meine erste professionelle Produktion, was wiederum neue Ausgaben rechtfertigte. Im Anschluß daran filmte ich „Der gotische Klang“, eine halbstündige detaillierte Dokumentation über die gotische Orgel in Ostönnen, eine Produktion die ich inoffiziell als mein „Opus 1“ betrachte.

In der Zwischenzeit blieb diese meine Tätigkeit auch meinem verständnisvollen Chef nicht verborgen, und da Videoproduktionen die Zukunft des Musikgeschäfts darstellen bekam ich die Gelegenheit ab 1. Januar 2016 offiziell Videograf des Musiklabels Odradek Records zu werden. In den kommenden Jahren bereiste ich weite Teile Europas um tiefsinnig dreinblickende Musiker vor Sonnenaufgängen zu filmen.

Nach der Geburt meines Stammhalters verschoben sich meine Prioritäten dahingehend, dass ich mehr Zeit bei der Familie verbringen wollte. 2019 tauschte meine Ehefrau ihre schöne Orgel für eine noch schönere Orgel, nämlich die Scherer-Orgel (1624) in Tangermünde, ein. 2020 verzögerte sich mein Bewerbungsverfahren in Magdeburg pandemiebedingt, sodass ich wieder einmal meine Sprunghaftig…äh…Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte, indem ich bei der Volksstimme für 3 Monate als Redakteur anheuerte (allerdings zum Volontärsgehalt). Kurze Zeit später erhielt ich den Anruf aus Magdeburg, dass ich nach monatelanger Verzögerung die Stelle als künstlerischer Leiter der Veranstaltungen im Telemann-Zentrum in Magdeburg antreten dürfte.

Seitdem sind wir umgezogen in unser eigenes Haus und kürzlich wurde unsere Tochter geboren.

Meine beschränkte Zeit verteile ich nach bestem Wissen und Gewissen zwischen meiner Familie, dem Orgelspiel in Tangermünde und dem Schreiben von Artikeln und Essays für unterschiedliche Zeitungen und Magazine. Sollte ich eines Tages Zeit haben, so hoffe ich auch in Tangermünde Orgelvideos zu filmen, Landschafts- und Architekturfotografie zu betreiben und in meinem Heimstudio einen regelmäßigen Podcast zu drehen. Mein Hund heisst Sam, benannt nach dem Charakter aus dem „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien.

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